15. Juli 2024

Fische betreiben Vetternwirtschaft

Bern - Forschende der Universität Bern finden bei in Gruppen lebenden Buntbarschen ein unterschiedliches Verhalten gegenüber verwandten und nicht verwandten Tieren, wenn es um anfallende Arbeiten bei der Brutpflege geht. Nicht verwandte Tiere werden für ihr Nichtstun härter bestraft als verwandte Tiere.

In Gruppen lebende afrikanische Buntbarsche zeigen ein unterschiedliches Verhalten gegenüber verwandten und nicht verwandten Tieren. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern. Laut einer Mitteilung erweisen sich die Fische gegenüber ihrer Verwandtschaft toleranter, wenn diese bei anfallenden Arbeiten nicht wie gewünscht mithelfen. Mit nicht verwandten Tieren hingegen sind sie viel strenger. Die Ergebnisse der Berner Forschenden sind in der Fachzeitschrift „iScience“ nachzulesen.  

Das Team konnte bei den beobachteten Fischen erstmals eine „Vetternwirtschaft“ in ihrem Zusammenleben nachweisen, heisst es in der Mitteilung. Gemeinsame Arbeiten wie die Brutpflege, das Ausgraben von Höhlen, um sicheren Unterschlupf zu gewähren, oder die Verteidigung des Territoriums gegen Räuber werden unter den Fischen aufgeteilt. Dominante Gruppenmitglieder bestrafen Tiere, die bei diesen Arbeiten nicht ausreichend mithelfen, bis hin zum Ausschluss aus der Gruppe. Dieses Verhalten, so die Forschenden, weist auf eine differenzierte Sozialstruktur hin, die man von kooperativ brütenden Vögeln, Säugetiere oder Primaten kennt.

„Damit wurde erstmals das Zusammenspiel von sozialer Kontrolle und geteilten Interessen in einem Sozialsystem experimentell belegt“, wird Irene Garcia-Ruiz, Erstautorin der Studie, in der Mitteilung zitiert. „Dieses allgemeine Prinzip spielt höchstwahrscheinlich in vielen tierischen Gesellschaften eine wichtige Rolle, bis hinauf zum Menschen.“ ce/eb

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